Martinus schreibt über Christentum mit und ohne Reinkarnation im Livets Bog III, Nr. 870:
”Wenn man die Reinkarnation leugnet, dann ist man dabei, die Kreuzigung des Welterlösers heute noch fortzusetzen, dann ist man dabei, seine wahre welterlösende Weisheit zu entstellen oder wegzudeuten. Ohne Entwicklung würde diese Weisheit absolut ohne Wert sein. Ohne dass man ”von Neuem geboren” wird und durch dieses neue Leben fortfahren kann, sich zu entwickeln, fortfahren kann, Erfahrungen zu machen und zu immer mehr Kenntnissen zu kommen, ohne dazu zu kommen, gut zu machen, was man verbrochen hat, wird man unmöglich ”ernten”, was man ”gesät” hat. Gottes Reich zu ”sehen” ebenso wie ”in es hineinzukommen”, wäre damit, wie Jesus selbst gegenüber Nikodemus verkündete, ohne Wiederverkörperung völlig unmöglich. Dass dieses, als ein vollkommenes Wesen in ”Gottes Reich” aufgenommen zu werden, nicht durch bloße ”Gnade” und ”Sündenvergebung” erreicht werden kann, war also für den Welterlöser eine offensichtliche Tatsache. Im entgegengesetzten Fall wäre er ausschließlich mit der ”Sündenvergebung” beschäftigt gewesen. Er hätte nicht die geringste logische Begründung für all die Zeit, Energie und Kraft gehabt, die er opferte, um für seine Schüler und alle anderen Weisheitsuchenden ebenso wie bei seinen Reden an das Volk Vorschriften, Gleichnisse und Ideale zu manifestieren. Ja, wofür wäre wohl alle diese Entfaltung gut, wenn sie sowieso nur eine Manifestation von Vorschriften wäre, überhaupt nichts, das der Erdenmensch erfüllen könnte, und die ”Gnade” und ”Sündenvergebung” das Entscheidende wären? – Nein, wie wir gesehen haben, war dem Welterlöser voll bewusst, dass die Ideale nicht in einem einzigen Erdenleben erfüllt werden können, sondern dass diese Erfüllung für jedes einzelne Wesen als Frucht seines eigenen Begehrens, Trainings, Willens und seiner Erfahrung durch mehrere Leben allmählich zur Wirklichkeit werden wird. Und es ist diese Begegnung des Wesens mit der höchsten Frucht seiner früheren Leben, die er die ”Heimkehr des verlorenen Sohnes” oder das Treffem mit dem Vater nennt, Hier ist es, dass der Gottessohn seine Fehler kennengelernt hat und dadurch zur richtigen Erkenntnis und Einstellung zu seinem Vater gekommen ist, dass er sein eigenes Leben sehen kann, seine eigene Identität als Gottessohn. Hier ist es, dass er Herr des Stoffes und damit des Lebens und des Todes geworden ist. Hier ”sündigt” (irrt) er nicht mehr, sondern handelt vollkommen, ist geschlechtlich unparteiisch und damit ”allliebend”."